24. September 2004 – Zweiter morgen in Nizza

Heute bin ich früher aufgestanden, nichtsdestotrotz ist es jetzt halb 12 und ich habe noch nichts nennenswertes geschafft. Habe versucht, Herrn Steber vom Auslandsamt der TUM zu erreichen, um mal zu erfahren, wohin ich mich wegen des Stipendiums wenden soll. Das wäre gut zu wissen, nachdem ich eine Bestätigung über meine finanzielle Absicherung zu diversen Gelegenheiten brauche (Konto, Carte de Séjour). Für die Carte de Séjour brauche ich noch eine internationale Geburtsurkunde, das habe ich daheim total übersehen. Zwar habe ich grad mit meinem Vater telefoniert und vermutlich dauert das Schicken auch nicht allzu lange, aber trotzdem ist mir der Wind aus den Segeln genommen worden.

Eben habe ich am Telefon noch scherzhaft gesagt, ich hätte mich heut noch nicht aus dem Haus getraut, aber so ganz falsch ist das gar nicht, vor allem habe ich noch eine vollkommen unsinnige Aversion dagegen, mich als Ausländer zu outen, wenn ich auf die Straße gehe. Aber was bin ich denn?

Ich denke, ich werde mich nachmittag mal ins Auto setzen und in Richtung Sophia Antipolis fahren, nur um die Gegend schonmal gesehen zu haben. Außerdem gibt es in der Gegend des Flughafens wohl ein großes Shoppingcenter (CAP 3000) – ich könnte hier noch ein paar Dinge gebrauchen, vor allem ein paar mehr Ablageflächen im „Bad“.

Hab mich doch rausgetraut und bin mit dem Auto nach Sophia gefahren – gut zu finden, in Richtung Antibes ist alles bestens ausgeschildert. In Sophia muß man noch diverse Kreisverkehre hinter sich bringen, aber irgendwann steht da „ESSI/IUT“ (oder andersrum). Ich bin reingegangen und habe nach M. Gaetano gefragt. Der Pförtner (oder wer auch immer das war) hat mich gefragt, ob ich denn einen Termin habe, als ich dies verneint habe, meinte er, ich könne doch nicht einfach so vorbeikommen? Er hat mich dann aber doch in den 4. Stock geschickt mit dem Aufzug und dort habe ich im erstbesten Büro nochmal gefragt, wo denn Gaetano sitzt. Das war dann auch nicht schwer zu finden, aber leider war tatsächlich niemand da. Also galt es, den 4. Stock wieder zu verlassen – gar nicht so einfach. Die Dame aus dem erstbesten Büro hat mir dann erklärt, in und aus dem 4. Stock käme man nur mit Ausweis. Den Pförtner wollte ich noch nach einer Telefonnummer fragen, nach einem erneuten vorwurfsvollen „man kommt ja auch nicht einfach so“ hat er herausgefunden, daß Monsieur Gaetano kein Telefon hat, angeblich. Ich habe ihm erklärt, daß ich gestern aus Deutschland gekommen bin und nun keinen Internetzugang habe, um anders etwas mit Gaetano auszumachen. Darauf durfte ich immerhin netterweise von seinem PC aus kurz ein Mail schreiben (die französischen Tastaturen sind erschreckend unterschiedlich zu den deutschen…) und habe darin gebeten, mich anzurufen.

Die Fahrt über Autobahn kostet übrigens 1,30 Euro. Zurück gefahren bin ich übers Land, weitgehend am Meer entlang. Leider gibt es zur Zeit recht viele Baustellen, aber was solls – bin ich ja von München mehr als gewohnt! Während ich schreibe sitzt eine Taube am Fenster und schaut aufmerkam zu. So nervig die Viecher in München auch sein mögen, dieser Besuch hier ist irgendwie nett.

Huh, ils sont fous, les français!
Es ist der 24. September, 19.30 Uhr und ich höre Radio und denke grad, nanu, der Songanfang kommt mir doch sehr bekannt vor. Und schon setzt der Gesang ein: „Laaast Christmas, I gave you my heart…“ So. Weitergesucht und auf Françoise Hardy „Tous les garçons et les filles de mon age“ gestoßen – das ist doch um Welten besser! Das ist der Nostalgie-Sender, jetzt – eine halbe Stunde später (nach Charles Aznavour, BeeGees und Ti Amo) kommt Gilbert Becauds „Nathalie“!

Nun ist auch der zweite Tag vorbei. Ich habe den Abend genutzt, um eine Homepage anzufangen, währenddessen es draußen zum ersten Mal seit meiner Ankunft fröhlich gewittert hat. Die Luft, die jetzt von draußen reinkommt ist um einiges kühler. Morgen werde ich das Bussystem genauer anschauen, schließlich will ich mich ja irgendwann hier in der Gegend auskennen.

Gute Nacht!